VOTEC Endeavor Project Athlet Lukas beim Unbound

Wir haben uns mit Lukas zum Gespräch getroffen über die Tücken des Rennens und vor allem Unwägbarkeiten. Über die verschiedenen Phasen in einem Langstreckenrennen und warum gerade die Vorbereitung und die Arbeit mit dem Material so relevant ist. Für Lukas war es ein sehr gemischtes Erlebnis auf einer fordernden Strecke. Am Vortag des Rennens wurde die Strecke aufgrund von heftigen Überschwemmungen noch einmal angepasst und der hinterbliebene Schlamm sorgte für unerwartete Herausforderungen. Aber jetzt rein ins Gespräch mit Lukas Löer zum Unbound.

Fotos: SCYENCE / Sebastian Samek

Hi Lukas. Wie hast du dich auf das Unbound vorbereitet?

Theoretisch wäre eine Vorbereitung über mehrere Wochen empfehlenswert. Ehrlicherweise ging sich mir das nicht aus und so habe ich versucht sehr effizient zu trainieren. Aus meiner Sicht ist das gerade für Hobbyathleten auch eine ganz gute Möglichkeit der Vorbereitung. Ich habe rund 10-14 Stunden pro Woche im Vorfeld trainiert. Der Fokus lag auf eher niedrigintensiven Einheiten mit einigen intensiveren. Vor allem HIT-Trainingseinheiten um die Dauerleistung von zehn Stunden zu halten. Ansonsten waren es viel Materialtests, um mich richtig auf das Material vorzubereiten. Zum Abschluss bin ich dann noch mal eine 8-Stunden-Tour gefahren – das war die Orbit-Strecke an der ich gerade arbeite. Wichtig war mir am Ende aber vor allem auch noch mal einen guten Plan für den Renntag zu haben, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.


Woher kommt deine Faszination für das Unbound?

Im Grunde wurde ich 2019 schon gepackt. Einerseits durch die vielen Videos die zum Unbound kursieren, aber auch weil es eines der Gravelrennen ist, die am schnellsten gefahren werden. Ein Schnitt von über 30 aktuell bei zehn Stunden ist für mich als ehemaliger Straßenfahrer schon einfach spannend.

Mit SCYENCE beschäftigst du dich ja nun sehr intensiv mit sportwissenschaftlichen Aspekten – wie nutzt du das Unbound für diese Zwecke?

Das Unbound ist für mich eines der größten Experimente der letzten Zeit. Ich mag sportwissenschaftliche Theorien und den Hintergrund den sie liefern. Sie ersetzen aber gerade auch im Coaching nicht die Erfahrung, wie sich bestimmte Werte anfühlen, was es bedeutet einen Hungerast zu haben und vor allem das Gefühl im Grenzbereich zu fahren und den mit dem wissenschaftlichen Hintergrund gut ausloten zu können. Die Erfahrung zeigt mir auch die Komplexität der Anforderungen in einem Gravelrennen – darauf können wir mit dieser Praxiserfahrung einfach viel besser eingehen. Bei einem 10-Stunden-Rennen ist die Wahrscheinlichkeit einfach sehr hoch auf dem Weg Pläne anpassen zu müssen.



Was war der schönste Moment im Rennen?

Nachdem bei km 270 sich meine Probleme häuften, habe ich es da endlich geschafft meine Schaltung wieder einzustellen. Vorher konnte ich eine Weile gar nicht schalten, und so wusste ich endlich, dass ich auch die letzten 60 km irgendwie schaffen würde. Das war einfach sehr erleichternd. Ansonsten waren es bei dem für mich eher nicht so guten Rennverlauf die ersten beiden Kilometer im Sonnenaufgang. Dieses Realisieren, dass es nach all der Vorbereitung nun endlich losgeht – diese einzigartige Mischung aus Anspannung, Freude und auch Ehrgeiz. Das hat mich auch über die gesamten zehn Stunden getragen.

Und welcher war der schlimmste?

Das waren im Grunde zwei. Das eine Mal musste ich ein Loch von zwei Minuten zur Spitzengruppe auffahren. Das hat in einem 30-minütigen Kraftakt geklappt und war dort gut dabei. Doch dann hatte ich 500 m weiter einen Platten und absolvierte ab da das Rennen quasi als Einzelzeitfahren. Der zweite Moment war 70 km vor dem Ziel. Wir mussten gerade 2 km Tragen durch Matsch und Schlamm. Ich hatte mein Rad dann endlich von allem Dreck befreit, um wieder fahren zu können und musste dann feststellen, dass die Schaltung im dicksten Gang festhing und ich wusste, dass die nächsten 70 km damit wirklich übel werden würden.

Welche Phasen macht man bei so einem langen Rennen durch?

Im Grunde startet man am besten mit einem richtig schönen High und guten Beinen. Dann kommt mal Problem #1 – das kann man meist noch gut verarbeiten. Dann kommt Problem #2 mit einem erste mentalen Knick. Das ist meist der Moment wo man sich überlegt welches Ziel man in dem Rennen verfolgt und ob man es vielleicht anpassen muss. Da kommt dann auch der Punkt wo man darüber nachdenkt welchen Wert das Finishen für einen hat. Das ist im Grunde der Moment, in der man die Entscheidung für den weiteren Rennverlauf trifft. Bei mir war es eben diese Entscheidung finishen zu wollen und das Rennen eher so schnell wir möglich hinter mich zu bringen – das hat noch mal beflügelt und mir auch die Kraft gegeben mich den Problemen selbstbewusst entgegenzustellen.

Dieses Realisieren, dass es nach all der Vorbereitung nun endlich losgeht – diese einzigartige Mischung aus Anspannung, Freude und auch Ehrgeiz. Das hat mich auch über die gesamten zehn Stunden getragen.

Lukas Löer

Lukas hat das Unbound auf dem Votec VRX bestritten.

Mehr zum VRX gibt es hier.

Wer noch mehr Eindrücke vom Unbound möchte, findet diese direkt im SCYENCE-Podcast.

Den SCYENCE-Podcast gibt es hier.