Interview Marion

1. Wer bist Du und wann hast Du das Fahrrad für Dich entdeckt?

Moin, ich bin Marion aus Hamburg, bzw. ab jetzt München, für meinen neuen Job. Vor Hamburg habe ich lange in Berlin gelebt, wo ich studiert und promoviert habe.

Über die Berliner Fixie-Szene bin ich auch vor etwa 6 Jahren zum Radsport gekommen. Von 2015 bis 2018 bin ich hauptsächlich Fixed Crits wie z.B. das Red Hook Crit gefahren, bevor ich nach und nach Bikepacking, Ultracycling und graveln für mich entdeckt habe. Mittlerweile bin ich vielseitig auf dem Rad unterwegs – egal ob lang, kurz, Straße, Gelände, Rennen oder Abenteuer.

2. Weißt Du, warum Du eigentlich Rad fährst?

Ja, natürlich! Es gibt keinen anderen Sport, in dem ich mich so sehr ausleben und wiederfinden kann. Radfahren ist für mich Ausgleich, Herausforderung, Abenteuer, Urlaub Unabhängigkeit. Radfahren ist für mich ein Teil meiner Identität.

3. Und warum ist Dein VOTEC das perfekte Rad dafür?

Ich fahre gerne lang und schnell, wobei es mir oft schwer fällt mich zwischen Straße und Gelände zu entscheiden und mit dem VOTEC VRC muss ich das gar nicht. Das Rad ist so schnell, dass ich mittlerweile sogar meine Rennradrunden mit Gravelreifen fahre.

4. Gibt es ein Rad-Erlebnis, das Dich besonders geprägt hat?

Das Transcontinental Race 2018. Das längste, was ich bis dato auf dem Rad zurückgelegt hatte, waren 200 km, wofür ich den ganzen Tag gebraucht habe und danach fix und fertig war. Beim Transcontinental Race sind wir dann 16 Tage am Stück 260 km pro Tag (im Schnitt) und zusammen etwa 4000 km mit 40000 Hm gefahren. Das war für mich damals ziemlich krass. Aber noch viel krasser war für mich die Erkenntnis, dass Ultradistanz auf dem Rad eigentlich zu 90 % Kopfsache ist. Mein Körper hatte sich damals jedenfalls relativ schnell an die langen Distanzen gewöhnt und dann ging es einfach nur darum mental durchzuhalten. Seitdem bin ich davon überzeugt, dass ich jede Distanz auf dem Rad bewältigen kann, wenn ich nur wirklich will.

5. Wie sieht das perfekte Wochenende für Dich aus?

An einem perfekten Wochenende fahre ich z.B. in zwei Etappen (solo) mit dem Rad zu meinen Eltern und besuche noch Freunde unterwegs, das sind ca. 500 km. Da es ein perfektes Wochenende ist, habe ich nur Sonnenschein und Rückenwind, esse Pizza zum Mittag und trinke Aperol Spritz am Abend. 😉 

6. Was hast Du diese Saison vor? Worauf freust Du Dich, wovor hast Du Angst?

Ich freue mich vor allem auf die Orbit360-Serie und das dazugehörige Gravity Bike Festival, das war letztes Jahr das Highlight meines Sommers. Meine größte Angst ist eigentlich, dass wegen Corona wieder alles/vieles abgesagt wird. Außerdem würde ich gerne noch ein 24-Stunden-Rennen auf der Straße und eventuell ein Mehrtagesrennen fahren

7. Was war bis jetzt die größte Herausforderung für Dich und Dein Bike?

Rad am Ring 2019. Ich bin da beim 24h Solo-Rennen gestartet und habe mir eigentlich vorgenommen, mindestens 18-20 Runden zu fahren. Das wären um die 500 km mit über 10.000 Hm gewesen. Nur leider war das Wetter katastrophal: es war kalt und es hat fast durchgängig geregnet. 

Bei diesem Wetter wäre ich eigentlich überhaupt nicht aufs Rad gestiegen. Der Kampf um das Podium wurde irgendwann nur noch zum Kampf gegen mich selbst und am Ende ging es einfach nur darum durchzuhalten. Ich bin dann 17 Runden, also 442 km mit 9520 Hm, gefahren und wurde Fünfte. Ein Ergebnis, auf das ich trotzdem unglaublich stolz bin, denn ich habe im mentalen Kampf gegen mich selbst alles gegeben.

8. Wenn Du eine Sache an der Rad-Welt ändern könntest, was wäre es und warum?

Mehr Gleichberechtigung und Wertschätzung der Frauen. Ich bin z.B. mal bei einem Jedermann-Rennradrennen mitgefahren, da gab es noch nicht mal ein Podium für die Frauen und ich hatte das Gefühl, dass die anderen Frauen das schon so als „normal“ hingenommen haben. Das geht finde ich gar nicht. 

9. Wie könnte man den Radsport zugänglicher für jeden machen?

Weniger Oberflächlichkeit, mehr Offenheit. Man braucht kein 10.000 € Fahrrad, teure Markenklamotten oder einen durchtrainierten Körper, um auf dem Fahrrad Spaß zu haben. Ich finde das könnte man noch besser kommunizieren, um den Radsport zugänglicher für jeden zu machen. Filme wie „All Bodies on Bikes“ von Shimano finde ich in dieser Hinsicht z.B. großartig.

10. Wenn Du mal nicht auf dem Rad sitzt, dann…

… manage ich die Institute des Material Verbunds der Fraunhofer Gesellschaft. Ich bin eigentlich Mathematikerin und ein Job mit Sinn, mit dem ich mich identifizieren kann, ist mir wichtig. 

In meiner Freizeit, wenn ich mal nicht auf dem Rad sitze, gehe ich außerdem gerne Klettern und Laufen, liebe Techno und Aperol Spritz. 😉

11. Dein Vorbild?

Gibt es für mich nicht so direkt. Viel mehr gibt es Freundinnen, die mich in bestimmten Bereichen inspiriert bzw. motiviert haben: Wegen Johanna Jahnke habe ich mich z.B. getraut beim Red Hook Crit mitzufahren, wegen Kim Kohlmeyer gebe ich auch auf Langstrecken Gas und Kathi Sigmund hat mich inspiriert, im Gelände technisch besser zu werden. 

12. In welcher Rolle siehst Du Dich im VOTEC ENDEAVOR PROJECT?

Ich würde gerne andere, insbesondere Frauen, motivieren und inspirieren, sich mehr zu trauen. Ich bin selbst erst relativ spät zum Radfahren gekommen und habe quasi alles nur erreicht, weil ich mich getraut habe. Das ist ein großartiges Gefühl und gibt mir auch übers Radfahren hinaus viel Selbstbewusstsein. Diese Erfahrung würde ich gerne teilen und hoffe, dass ich damit auch andere (Frauen) inspirieren kann, „krasse“ Sachen zu machen.

VOTEC ENDEAVOR PROJECT